Kapitalismus, Selbstausbeutung, Bilanz, Spenden-Solidarität

tl; dr:

Kapitalismus = Selbstausbeutung. Hier eine transparente Bilanz über Einnahmen/Ausgaben

Andere Gruppen sind viel stärker strukturell benachteiligt – Depressionen bei allen sind kein Wunder.

Longer read:

Habe mich entschieden eine persönliche Aufstellung von Zeit-/Geld zu erstellen, damit ihr mal einen Überblick habt und sich erklärt (nicht: rechtfertigt, warum ich bisher drei Mal in den letzten Jahren zum Spenden aufgerufen habe.

Wer bereits von Spenden/Unterstützung meinerseits profitiert hat, Stichtwort: Gästelisten, Streuen, Geld leihen ohne es wiederzubekommen, Handy-Hotspot, Technik – jetzt grad wäre aufgrund meines rasant nahenden Urlaubs (morgen, Urlaubskassenstand: 20 ,-) und des Winters (jetzt, Holz-Lager: Leer) sowie Hunger (Kühlschrank: Leer) ein sehr passender Zeitpunkt um sich zu revanchieren, dit Konto is leerer als leer.

Ich erwarte nie eine Gegenleistung für gewisse Dinge, wie ihr wisst und wie ich immer betone. Zudem erziele ich keinen Profit bei den meisten Leistungen. So entsteht monatlich ein Defizit.

Bilanz, Durchschnitsswerte, so genau wie möglich:

Einnahmen, monatlich:

RefRat: 367 , Aufwandsentschädigung- (circa. 20h/Woche)
SHK-Stelle: 420 ,- (10h/Woche)
Selbstständigkeit, Kleingewerbe , Gastrojob: circa. 200,- (20h/Woche)

Zur Vollständigkeit:

weiteres Ehrenamt, Fachschaft, Ini, 161, etc.: unbezahlt, ca. 20h/Woche
Care-Arbeit für andere, explizite Awarenessarbeit: 10h/ Woche

GESAMT Einnahmen, monatlich, Schnitt: 987,-

Miete, Strom, Internet, Rundfunkgebühren: 400,-
Rückzahlung Studienkredit: 20,-
Studiengebühren ansparen: 50,-
Telefon, Flatrate, Datentarif, Handy-Umlage: 60,-
Tabak für mich und andere: 60,-
Ausgaben für Technik & Musik, die immer allen zur Verfügung steht und genutzt wird (Spotify, Audible, Boxen etc.): 70 ,-
Versicherungen (Haftpflicht, KK, Zusatz: 120,-
Vereinsmitgliedschaften und andere Beiträge: 14 ,-
Medikamente: 10,- durchschnittlich
Menstruationsartikel: 5,- durchschnittlich
Verhütungsmittel / Safer Use-Artikel für mich und andere: 15,- durchschnittlich
Schuhe (in paar/Halbjahr) Kleidung, Einrichtungsgegenstände, Durchschnitt: 30,-
Mensaessen, weitere Lebensmittel, Kaffee: 300,- durchschnittlich
Schönes & Schnaps/Bier (für mich): 50,- durchschnittlich
Clubeintrittsgelder für mich: 30,-/ durchschnittlich
Spenden an andere und Soli-Spenden (Schönes, Geld, Essen): 120,- durchschnittlich.

[im Nachgang habe ich die Aufteilung präzisiert da sie zu Missverständnissen geführt hat. Spenden an andere werden bei länger anhaltendem Defizit als erstes zurückgefahren, dann Ausgaben für schöne Dinge, dann Kosten für Medikamente, Zahnärztin etc., dann Essen]

Nachtrag: Monatlichen Schnitt für Zahnärztin-Kosten und Brille vergessen, haha: In 2016 und 2017: Trotz Zahnpflege, Krankenversicherung und Zusatzversicherung 55 Euro,

GESAMT Ausgaben monatlicher Durchschnitt: 1399,-

Monatliches Defizit, Schnitt: 422,-

Ich bin mit einer solchen Bilanz nicht allein! Frauen, migrantisierte, tlwse. nichtweiße Menschen, Menschen mit Behinderung, Trans- und Inter-Personen sowie andere benachteiligte Gruppen verdienen oft deutlich weniger im Schnitt.

Auch benachteiligt: Biologisch ältere Menschen. Mit unter 30 (wird noch lange so bleiben) geht es mir ja noch ziemlich gut, Körper spielt noch mit.

Über die strukturelle Verbreitung depressiver Erkrankungen muss sich bei solchen Bilanzen nicht wundern.

Zu einem weiteren Punkt kamen viele Einwände: Andere Gruppen seien ja noch stärker benachteiligt, weshalb es unfair wäre wenn ich mit meinen Privilegien nach Spenden frage. Dazu folgendes: Erstens unterstütze ich diese Gruppen u.a. meinerseits mit Spenden, mit Orga-Arbeit, priorisiere sie bei Raumvergaben, solchen kleinen Dingen wie Gästelistenbeschaffung, Beschaffung schöner Dinge und so weiter. Zweitens sammle ich für diese Gruppen prioritär Spenden.

Zuletzt bin ich nicht der Meinung dass es oft nicht hilfreich ist, auf Privilegien zu verzichten, es sei denn ich eröffne damit Raum/Ressourcen für andere, die sonst im momentanen Rahmen knapp wären – dann tue ich es natürlich, pragmatisch und gern (wobei da auch solidarische Hinweise helfen, danke also dafür). Ansonsten setze ich meine Privilegien ein um letztendlich ähnliche bzw. gleiche Vorraussetzungen für alle zu schaffen. Ich strebe nach mehr Kuchen für alle statt nach weniger Kuchen für einige. Es ist genug davon da, er muss nur gerecht verteilt werden.

Auch deswegen wäre ich grad auf eine Unterstützungsleistung angewiesen. Freue mich über (auch anonyme) Spenden. Gilt natürlich nicht so sehr für ihrerseits generöse Menschen, ihr wisst wer gemeint ist. Dies ist mein dritter Spendenaufruf jemals, nach einem größeren Diebstahl letztes Jahr, einem Engpass in diesem Jahr und jetzt. Wer simply keine Möglichkeit oder keinen Bock hat zu spenden oder die Idee kopieren möchte: Macht wie ihr wollt 🙂 Und danke für alles was bisher so kam <3 PS. Eine private Urlaubsreise die ich momentan mache, bezahle ich nicht aus Spendengeldern. Kostenpunkt insgesamt: 300,- für eine Woche Kanaren inkl. Flug, Essen, Unterkunft

Überweisungskanäle:

Paypal:
jan@janmz.de

Konto:

auf Nachfrage

Oder in bar bei Face to Face Treffen 🙂

Thanks for listening & danke für etwaige Solidarität!

Nice Menschen, ab ins Studi-Parlament der HU!

StuPa-Listen an der Humboldt-Uni: Bitte rasch ( bis Sonntag 20 Uhr) eine Mail an jan[at]janmz.de oder per Signal (auf Anfrage) oder Telegram (@janmz) mit vollem Namen, Studiengang, Fachsemester, Matrikelnummer, wenn gewünscht präferierte Liste (z.B. Grünbold, LiLi, ‘Ewig und drei Tage’, FELL (neue Liste!) – dann brauchen wir noch ne eigenhändige Unterschrift, am besten dafür Montag, Treffen um 19h , Ziegelstrasse 4 in Mitte mit allen Beteiligten/Interessierten. Falls ihr/du da nicht kannst, bitte Bescheid sagen. Frist ist der 26.11. 17h für die Unterschriften – danke euch.

Persönlich freue ich mich über Kandidat*innen auf der von mir initiierten, aber nicht “geleiteten” Liste FELL (Feministisch-emanzipatorische linke Liste). Bin für diese Liste Ansprechperson. Inhaltlicher Rahmen – für spätere Theorie & Praxis:

– feministisch – gegen das beschissene Patriarchat – WOMEN ARE PEOPLE –
– gegen jeden Antisemitismus, gegen Assimilationszwang, Kartoffeligkeit und gegen strukturelle und individuelle antimuslimische Diskriminierung
– gegen Diffamierung aufgrund des persönlichen Glaubens, für freie Religionsausübung im säkularen, „opiumreduzierenden“ Rahmen
– antifaschistisch & gegen Deutsche Zustände, Faschist*innen mit allen der Situation angemessenen Mitteln bekämpfen
– den Kapitalismus begreifen und auf seine Überwindung hinarbeiten, für das Gute Leben
– evidenzbasiert und nach universalistischen Werten handeln
– antinationalistisch
– autonom und die Grenzen anderer respektierend – selbstorganisiert
– solidarisch mit sozialen Kämpfen & Arbeitskämpfen
– transparent & offen
– inklusiv & auf Barrierefreiheit hinarbeitend

Mehr Einhörner auf Demos!

Dieser Post bezieht sich auf einen Artikel von Jennifer Stange im Kreuzer Leipzig.

Wer „Manöverkritik“ äußern möchte, und das behauptet die Autorin zu tun, sollte eben auch unterschiedliche Manöver differenzieren. Schon die Einleitung des Artikels von Jennifer Stange ist in dieser Hinsicht enttäuschend, vermischt sie doch die Dresdner „Neujahrsputz“-Aktionen mit dem Transparent des weinenden Einhorns im Bild. Bürger*licher Protest mit zugegebenermaßen ziemlich unsauberen Reinhaltungsfantasien ist aber etwas völlig anderes als die satirischen, emotionalisierenden Glitzer-Antifa-Aktionen (respektive die der Partei Die PARTEI).

Stange begeht – absichtlich oder nicht sei mal dahingestellt – den gleichen Fehler wie bürger*liche Gegendemonstrant*innen bzw. die dahinterstehen Organisator*innen aus etablierten Institutionen – Parteien, Kirchen und (ein Großteil) der Gewerkschaften. Sie geht grundsätzlich davon aus dass es legitime Protestformen gibt (hier: „die inhaltliche Auseinandersetzung“) und illegitime („der Spaß beim Protestieren“ oder unkonventioneller Protest im Allgemeinen). Sie versucht sich mithilfe einer literarischen Metapher gegen den Vorwurf der Nestbeschmutzung zu verwehren. Letztendlich behauptet sie, dass wenn Menschen sich in den sprachlichen Diskurs der „Reinigung“, des „Lichtausknipsens“ etc. begeben, dies die Sichtbarkeit der Rassist*innen bzw. des Rassismus verhindert.

Das halte ich für ziemlichen Blödsinn. Rassismus wird dadurch unsichtbar, dass sich Menschen nicht damit konfrontieren. Die beste Möglichkeit, sich der Auseinandersetzung zu entziehen ist, einfach zuhause zu bleiben. Das tun aber weder die Menschenketten-Straßenkehren-Lichterausknips-Protestierenden noch Aktivist*innen der PARTEI, und Antifa-Aktivist*innen erst recht nicht. Wenn der kritisierte „kreative Protest“ mit seiner mobilisierenden Funktion plötzlich nicht mehr da wäre stünden die GIDA-Rassist*innen ungehindert da. Ich bin froh dass das nicht passiert. Jedes Heraustreten aus dem privaten Raum ist schon Auseinandersetzung und Handeln und damit meist automatisch besser als nichts zu tun.

Die Autorin fordert im vermeintlichen Gegensatz zu den erwähnten Protestgruppen, es solle doch „wirkliche Kritik“ geübt werden. Mit genau dieser Pseudoargumentation versucht das bürger*liche Lager Antifa-Protest (und damit einhergehende grundsätzlichere Herrschaftskritik) zu deligitimieren. Warum Pseudoargumentation? Weil der am ehesten sichtbare antifaschistische Protest, ob mit Einhörnern oder in Schwarz, bei Demos lange nicht aufhört. Vielmehr stehen dahinter Aktivist*innen, die sich und andere täglich sensibilisieren, Bildungs-Veranstaltungen organisieren, Wissen über menschenfeindliche Strukturen vermitteln und natürlich letztlich auch vor der direkten, unangenehmen Konfrontation nicht zurückweichen und so erst die Grundlage für den Protest legen, dem sich weniger politisierte Menschen dann auch anschließen können.

Ich weiß, dass die Menschen, die auf den Demos das Einhorn-Transparent hochhalten, sich jeden Tag „die Hände schmutzig machen“. Ihnen Verharmlosung vorzuwerfen ist ekelige Entsolidarisierung die nicht hinnehmbar ist.

Und weil Stange offensichtlich absolut nichts verstanden hat wenn sie von „Spaßtransparente[n], deren scheinbarer Spott ins Leere läuft, weil sie nicht zutreffen und auf nichts zeigen […]“ schreibt, hir noch eine kleine Erklärung: Einhörner, Eichhörnchen, Glitzer und weitere Protestsymbolik dieser Art steht für einen bunten, queeren, lebensfrohen, solidarischen und akzeptierenden Gesellschaftsentwurf. Bevor ein schreibender Mensch dies kritisiert oder ablehnt, sollte er*sie sich damit beschäftigen.

In einer Zeit abnehmender Partizipation sollen neue Protestformen und -symbole grundsätzlich begrüßt werden. Mehr Einhörner wagen!

Kein Friede mit dem Friedenswinter

Warum ist der “Friedenswinter” so aufschlussreich?

Als Landesvorstand muss man sich mit einer ganzen Reihe von Fragestellungen beschäftigen. Kurz nach unserer Wahl auf der #LMVBE141 wurden wir mit der Aktion Friedenswinter (friedenswinter.de) konfrontiert und der Frage, wie wir uns dazu verhalten sollten. Für mich ist der Zustand der Friedensbewegung dabei persönlich auch schon länger ein Thema, denn das “Kapern” ganzer Policy-Felder durch (neu-)rechte Bewegungen verläuft immer mehr strategisch und kann vor der Folie von PEGIDA, AfD, “besorgten Bürger*innen” und Co auch im Fall Friedenswinter/Mahnwachen als Paradebeispiel für die versuchte Herstellung von Salonfähigkeit des sekundären (und primären) Antisemitismus gelten.

Zustandsbeschreibung

Der aktuelle Zustand ist stark geprägt durch die stärker werdende “Neue Friedensbewegung”, die sich vor allem in den deutschlandweit stattfinden Mahnwachen ausprägt. Dass das Streben nach Frieden an sich ein absolut legitimes und wichtiges Anliegen ist, setze ich mal voraus. Allerdings existiert ist im Bereich “Frieden” ein riesiges Spannungsfeld im Streit über die verschiedenen Herangehensweisen und zieht gleichzeitig die schrägsten Typen an. Und so ist ein gehöriger, wohl allzu wesentlicher Teil dieser Montagsmahnwachen, die in diesem Jahr für einige Aufmerksamkeit gesorgt haben, von Chemtrail-Esoterikern, Reichsbürgern und anderen merkbefreiten Verschwörungstheoretikern und Antisemiten durchsetzt.

Neue ‘Allianz’

Nach den Montagsmahnwachen erfolgt nun der Schulterschluss mit Teilen der etablierten bzw. alten Friedensbewegung. Für mich sind an einem Schulterschluss zwischen Mahnwachen und traditioneller Friedensbewegung mehrere Punkte problematisch. Dazu gehören bestimmte Personen, aber auch inhaltliche Prämissen des Bündnisses. Diese will ich hier kurz erläutern.
Zum einen ist da Ken Jebsen mit seinen Supportern – abgesehen davon dass verschiedene Vorwürfe im Raum stehen (Belege s.u.), die bereits lang und breit diskutiert worden sind, sehe ich Ken Jebsen als manipulativen Agitator. Er erzeugt allein durch seine Reden und Videos ein Stimmungsgemisch aus “die da oben”, “wir werden von irgendwem gesteuert” und “das wird man wohl noch sagen dürfen”. Stammtisch galore. Hier arbeitet er mit monokausalen Ansätzen, die ich nicht an vorderster Front einer jeglichen Debatte sehen möchte. Denn kurzfristig kann so eine Stimmung erzeugt werden, die zwar in eine theoretisch wünschenswerte Richtung (Frieden, Globalisierungskritik, Herrschaftsverhältnisse aufzeigen) gehen mag, langfristiges aktivistisches oder gar politisches Arbeiten generell aber erschweren wird bzw. unmöglich macht. Gleichzeitig werden alle, die sich aus verschiedensten Gründen kritisch mit dieser Bewegung auseinandersetzen, mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Gruppe von “kriegstreiberischer Mainstreammedien-Geheimdienst-Propaganda gesteuerter Antifriedensaktivist*innen” zu sein – völlig widersinnig, aber oft gelesen. Das gilt auch für Pressebashing aus der gleichen Richtung (die taz ist hier ein beliebtes Ziel).

Zu Ken Jebsen

Dankenswerterweise hat @FriedensWatch mich auf einige Beiträge zum Thema “sekundärer Antisemitismus des Ken Jebsen” hingewiesen, diese möchte ich Euch nicht vorenthalten:
Aufbereitung auf schwarzerschmetterling.org

Hier ein recht detailierter Facebook-Eintrag, der auch aufzeigt in welch widerwärtiger Gesellschaft sich Ken befindet: facebook/friedensdemowatch

Andere Akteure

An diese erste Problematik schließt sich zum Beispiel der Kontakt mit Pedram Shahyar an. Wer Pedram nicht kennt, mag sich vielleicht hier: pedram-shahyar.org und hier: Facebook Rebellunion/Pedrams Kanal die Eigendarstellung seiner Aktivitäten zu Gemüte führen, und hier wolkenschieberin.wordpress.com/pedram ein Dossier über ihn von anderer Stelle lesen.

Pedram agiert wohl als Vernetzer und Initiator zwischen Mahnwachen und dem Friedenswinter-Bündnis, und will über persönliche Kontakte auch andere reichweitenrelevante Gruppen mit in das Bündnis holen. Was deutlich ist: Pedram ist sehr eng mit Ken Jebsen assoziiert, daraus wird kein Hehl gemacht. Für mich ist nach den Erkenntnissen die ich habe klar – den möchte ich nicht unbedingt als Bündnispartner.

Aktiver Antifaschismus

Um Unterstützende für den “Friedenswinter” zu gewinnen, der mit einer großen Auftakt-Demonstration am 13.12. aufwarten will, wird klargestellt, wie sehr sich dieser neue Zusammenschluss bemüht, Idioten kein Forum zu geben. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass es in einem offenen Koordinierungskreis, der eben “allen” offensteht, keine Möglichkeit gäbe, bestimmte unerwünschte Gestalten loszuwerden. Das ist für mich keine Rechtfertigung für irgendwas, sondern ein in Kauf genommener ‘fail by design’, den viele neue Bewegungen hingelegt haben – so auch die Piratenpartei. Daraus könnte man lernen – man muss es eben nur wollen.

Zwar kann sich viel von Faschismus und Antisemitismus distanziert werden – dafür reicht es allerdings nicht wohlklingende Erklärungen abzugeben pedram-shahyar.org/weitersroda und Reden zu schwingen. Ein aktiver Ausschluss von Menschen, die mit Verschwörungstheoretiker*innen und anderen (rechten oder wahlweise hasserfüllten) Arschnasen tagtäglich zusammenarbeiten, ist nötig, um jeglicher Friedensbewegung Legitimation zu verleihen. Spätestens, wenn sie mehr als ein-, zweitausend Demo-Teilnehmende mobilisieren will. Kein Mensch kann gleichzeitig glaubwürdig nach Frieden rufen und gleichzeitig Menschen ein Forum bieten, die die Vernichtung Israels fordern.

Die “Sozialistische Linke” sieht das übrigens anders, ihr reichen die Beteuerungen die, “politisch richtig und eindeutig formuliert” seien: sozialistische-linke.de

Israel-Hass ≠ Frieden

Damit kommen wir zum zweiten und wichtigeren Problem. Klar israelfeindliche Bundestagsabgeordnete der Linken, die sich innerhalb ihrer eigenen Fraktion deutlich isolieren, sind Teil des “Friedenswinters”.
Als Strippenzieher von Aktionen wie der Jagd auf Gregor Gysi im Bundestag oder der Beteiligung an der mit Hass durchsetzten Mavi Marmara-Flotille, bzw. dem Free Gaza Movement (lest hierzu de.wikipedia.org/wiki/Free_Gaza_Movement#Kritik) bis hin zu definitiv nicht zielführenden Äußerungen im Duktus einer Evelyn Hecht-Galinski (übrigens auch eine der Unterzeichner*innen) machen diese Presse und disqualifizieren sich für eine sachorientierte Herangehensweise an den Nahostkonflikt.

Die Unterzeichnenden für die erste Demonstration der Aktion Friedenswinter seht ihr übrigens hier: Aufruf Demo 13.12.

Unreflektierter Pazifismus

Wenn das noch nicht reicht: Dass an der türkisch-syrischen Grenze in Kobanê und anderswo Menschen abgeschlachtet werden, lässt sich nicht mit ein paar Hundert Demonstrierenden ändern, die für den Weltfrieden vor Schloss Bellevue stehen. Unpolitische Nicht-Positionierung, um nirgendwo “so richtig” anzuecken, können wir uns sparen.

Nettigkeiten

Der Fairness halber will ich sagen, dass sicher auch durchaus emanzipatorische Menschen den Aufruf unterschrieben haben. Die Absichten mögen bei vielen der Unterzeichnenden gut sein, nur müssen sie sich leider wieder die Frage gefallen lassen, warum mit deligitimierenden Akteuren zusammengearbeitet wird.

Und jetzt können wir dann wohl damit beginnen auf den Friedensfrühling zu warten.

Nachtrag:

Grad noch eben grad gefunden: Distanzierung des VVN-BdA vom Friedenswinter:
Statement VVN-BdA

Zur Entscheidungsfindung unter den Mitgliedern der Piratenpartei Berlin habe ich eine Liquid-Initiative erstellt: lqpp.de/be/initiative/show/3036

Der Beitrag spiegelt meine persönliche Meinung wider.

Es waren nicht die “Linken”…

…die den Konsens des gemeinsamen politischen Handelns innerhalb der Piratenpartei aufgebrochen haben. Im #bombergate haben sich in Wirklichkeit nicht zwei verschiedene Gruppen mit zu “extremer” politischer Ausrichtung voneinander geschieden.

Es geschah folgendes: Mit verbaler Gewalt unter einer klaren politischen Agenda (“progressive Ideen”, diskreditierend auch “stalinistisch” genannt, aus der eigenen Partei zu verbannen) erfolgte ein – unterstützt durch zurücktretende Bundesvorstandsmitglieder – massiver Akt der Entsolidarisierung, zunächst mit Anne Helm, später, im Zuge der BuVo-Neuwahlen, mit allen innerparteilichen Akteur*innen, die nicht einer mehr oder weniger klar definierten Strömung angehörten. Diese Entsolidarisierung manifestiert sich in einem kaum rational begründbaren Vertrauensverlust gegenüber ganzen Landesverbänden, organisatorisch tätigen Menschen, Mandatsträger*innen, einfachen Basispiraten.

Traditionelle Piraten, aus ihrer flauschigen, wenig konfrontativen Netzecke kommen, waren plötzlich konfrontiert mit Ideen wie wirklicher liquider Demokratie, dem gelebten Antifaschismus und der Erkenntnis der fortdauernden Notwendigkeit von Feminismus & gleichberechtigter Teilhabe aller. Das überforderte viele – vielleicht waren die “linken” (Fremdbezeichnung) Ideen einfach nicht mit einem grundlegend konservativ-beratungsresistentem Weltbild vereinbar. Und wir wissen: Wenn Menschen überfordert sind, werden sie ängstlich.

Und genau das sind die Piraten jetzt, nachdem sie nach und nach ihre tollsten und klügsten Köpf*innen verlieren – angstvoll, nicht frei.

Piraten-(C/K)ryptopartys – gut oder schlecht?

Ich habe mit Unterstützung der Bundespartei das Portal kryptoparty.de gestartet, welches für die Eintragung piratiger Cryptopartys gedacht ist. Leider war die Domain cryptoparty.de schon “geklaut” von einem Domaingrabber.

Viele Leute sagen jetzt: Was fällt euch Piraten ein, diese Parties für Eure Parteizwecke zu missbrauchen?

Meine Antworten:

1. Vor kryptoparty.de standen auf der internationalen Seite/Wiki : http://www.cryptoparty.in/parties/upcoming genau zwei Eintragungen. Wir wollen aber überall Cryptopartys, nicht nur in Berlin oder Hamburg. Um trotzdem auf diese Seite hinzuweisen habe ich sie von Anfang an verlinkt: http://kryptoparty.de/ , unten rechts.

2. Wir möchten die Infrastruktur der Partei nutzen, um Menschen zu Helfen. Das Projekt ist nicht “zentral” von oben gesteuert, sondern greift nur auf was auf Basis-Ebene von sich aus passiert.

3. Die Junge Union veranstaltet Saufgelage, die SPD Kartoffelfeuer, die Grünen Anti-Atom-Demos. Die Piraten machen halt Cryptopartys, denn das ist unser Thema, und eine andere Partei kümmert sich nicht. Wenn die Piraten eine Facebook-Flohmarkt-Gruppe öffnen würden, wäret ihr auch so empört, weil wir die Flohmarkt-Bewegung instrumentalisieren?

4. Wenn es Eintragungen auf kryptoparty gibt, die nicht von Piraten kommen, und wo die Eintragung nicht gewünscht ist, lösche ich diese umgehend (ist ein mal vorgekommen)

5. Seit Tagen versuche ich Kontakt zu den Leuten herzustellen, die piratenunabhängige Partys veranstalten. Bisher hat sich keiner bei mir gemeldet – schade. So hätte man Stress vermeiden können.

6. Viele, viele Piraten machen alle möglichen Aktionen, die theoretisch den Piraten nutzen können – stellen das aber nicht unter Parteiflagge. Dazu zähle ich mich auch. Wenn es andere machen würden, wäre es nicht nötig.

 

Ich freue mich auf eine sachliche Diskussion hier drunter, denn eigentlich haben wir alle ein gemeinsames Ziel. Go!