Ich möchte hier meine Erfahrungen weitergeben, die ich zusammen mit @ardnasino (#flausch!) gemacht habe, damit wir noch mehr und noch größere Demos gegen Überwachung hinbekommen! Bei wichtigen Fragen ruft mich auch gern an unter 05151/ 10 70 893, gehe ran wenn ich Zeit habe oder rufe zurück bei Mailbox-Nachricht.
Fragen bitte an @antiprismdemo oder orga@antiprism.de, oder gern auch verschlüsselt an janmartinzimmermann@gmail.com
Ergänzungen bitte gerne, ich nehme diese dann gegebenenfalls auf 🙂
Generell:
Immer alles in beide Richtungen kommunizieren – z.B. per Mailingliste (Anmelden mit: antiprism+subscribe@ lists.ohai.su. Mails an antiprism@lists.ohai.su)
Social Media immer nutzen – Twitter, Facebook (auch wenn es unbeliebt ist), Google+, aber auch unabhängige Kanäle wie identi.ca, Dudle/Doodle etc. nutzen!
Evtl. eine Website anlegen , wenn es noch keine gibt (wie z.B. antiprism.de)
Sich mit anderen Organisatoren in anderen Städten vernetzen, funktioniert gut über Twitter.
Sich mit vorherigen Organisatoren im eigenen Ort vernetzen und um Hilfe bitten. Sich im Vorfeld Hilfe vor Ort besorgen, einen Raum in dem man in den Tagen vor der Demo „leben“ kann klarmachen.
Keine Entscheidungen im Alleingang sondern nur in Absprache mit Partnern (pragmatische, eilende Dinge manchmal auch selbst entscheiden)
Aktive Pressearbeit betreiben: Das heißt – PMs rausgeben (in Absprache), aber auch direkt bei Redaktionen (Zeitungen, große Blogs, Funk-/Fernsehen) anrufen, dann Info-Mails an die Ansprechpartner schicken und auf Rückmeldungen pochen – aber keinen Zwang ausüben, das funktioniert niemals.
Beim organisieren zwischendurch mal Pause machen, Mate und Tee trinken, gut frühstücken, bei Bedarf genug Rauchen und so, genug Schlaf bekommen (!), an seine Liebsten denken
Dann die Abfolge:
1: Anmelden (eine Demo muss nicht genehmigt werden, sondern nur den Behörden mitgeteilt), Auflagen und Ordner-Maßnahmen anfragen.
2: Rahmendetails klären: genauer Ort, evtl. Route, Teilnehmerzahl, Anmeldername (z.B. Aktionsbündnis gegen Überwachung), Verantwortlichen benennen. Befahrbarkeit des Platzes herstellen, kooperativ sein (kein Muss).
3: eventuell, aber eigentlich nicht nötig bei einer Versammlung: Veranstalterhaftpflicht-Versicherung abschließen
4: Einen Muster-Aufruf / Forderungskatalog formulieren – am Besten mit mehreren zusammen über Pads, z.B. titanpad.com. Hier sollte beachtet werden dass man zunächst einen Minimal-Konsens an Forderungen aufstellen kann, damit möglichst viele Verbände einem Bündnis beitreten können – ausweiten kann man das später immer noch !
5: Ein Bündnis organisieren – Fragen kann man z.B. :
Parteien: Piraten, Junge Piraten, Linke, Linksjugend, Grüne, Grüne Jugend, FDP, Junge Liberale, SPD, Jusos (jeweils gleichzeitig auf lokaler Ebene, Bezirksebene und Landesebene, evtl. auch Bundesebene – Kleinparteien wie die Tierschutzpartei o.ä. schließen sich auch immer gerne an.
NGOs: Occupy, AK Vorratsdatenspeicherung, CCC, DGB aber auch die Einzelgewerkschaften wie IG Metall oder verdi, FAU und/oder die Jugendverbände, Cryptoparty-Menschen, Mehr Demokratie e.V. Digitalcourage e.V., FoWL (Friends of Wikileaks), Attac, Umfairtailen, Netz4ktivisten, Netzpolitik+Digitale Gesellschaft e.V. (Achtung: die letzten beiden sind eher parteigebunden und Grünen-Nah, tun aber unabhängig, es ist auch schwer und nicht unbedingt notwendig sie ins Boot zu holen), Ärzte ohne Grenzen
Berufsverbände: Deutscher Anwaltsverein, Deutscher Journalistenverband, Freie Ärzteschaft o.ä.
Gut orientieren kann man sich an folgender Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit_statt_Angst#B.C3.BCndnis
Nazis: diese explizit und aktiv bitte ausladen
Für die Bündnisarbeit gilt: solange NERVEN bis die Leute zu oder absagen. Telefonieren ist besser als Mails. Auf Rückmeldung pochen. Deutlich machen wer alles dabei ist und dabei sein wird, viele Informationen zukommen lassen, immer freundlich bleiben aber auch hartnäckig!
Es ist immer gut sich aktive Helfer aus den einzelnen Verbänden zu holen, wenn die Menschen mitarbeiten stehen sie auch hinter dem Bündnis.
Presseverantwortung und Richtlinien festlegen, z.B. – wie werden welche Forderungen wann von wem wie und wo kommuniziert? Praktisch gesagt: Was darf man sagen, wer verteilt die Infos an die Presse (z.B. Presse-Mail-Verteiler aller einzelnen Verbände)
6: Geld! Eine Demo mit bis zu 10.000 Teilnehmern kostet ca. 2000 Euro. Dieses Geld sollte gleichberechtigt von allen Bündnispartnern kommen, wenn sie denn dabei sind.
Man kann auch auf der Demo zu spenden aufrufen (in Frankfurt sind über 1000 Euro zusammengekommen vor Ort) .
7: Redner organisieren: Man soll sich überlegen, wer wie reden soll. Nicht zuviele Reden/Redner, das schreckt Leute ab. Reihenfolge gemeinsam in Absprache festlegen.
8: Orga-Foo: Man braucht für eine Demo: Gaffa-Tape, Strom, evtl. Generator, Bühne oder Bühnen-LKW, Versorgung mit Wasser im Sommer, Stream, Technik (Boxen, Mikrofon, Mischpult), Musik (GEMA-frei, einfach mal „googlen“ ;), Zigaretten, ein Auto zum Rumfahren überall und anliefern, Leute die Fotos und Videos machen und an euch weitergeben, evtl. Orga-/Presse-Umhänger, Flyer mit Forderungen etc., coole Gadgets vor Ort, z.B. Drohnen
9: Helfer: Dies ist der eigentlich wichtigste Punkt. Fragt aktiv euch persönlich vor Ort bekannte Leute, ob sie helfen (telefonieren, einkaufen, rumgurken, Ordner sein, Pressearbeit machen, Essensversorgung, Schlafplatz etc. pp.).
10: Vor Ort: Ihr solltet einen festen Anlaufpunkt auch schon im Vorfeld der Demo haben. Ihr solltet vor Ort im Vorfeld direkt mit der Presse kommunizieren. Was auch gut ist, ist eine Mobilisierungs-Demo einige Tage vorher, wo z.B. Flyer verteilt werden (was man auch sonst überall machen sollte, holt euch dafür Hilfe von allen Bündnispartnern).
Man kann auch ein großes gemeinsames Transparente-Basteln organisieren, macht Spaß und wirkt, und man kann sich tolle Slogans ausdenken.
Wenn ihr es nicht schafft Hilfe zu organisieren – lasst es lieber und verschiebt eure Demo !!!
Ansonsten fragt vorherige Orga-Leute ob sie nochmal helfen wollen! Von diesen bekommt ihr auch wichtige Telefonnummern.
Auf der Demo: Man kann eine Demo nicht komplett vorausahnen oder steuern. Was aber wichtig ist: Mikro nicht aus der Hand geben (außer wenn Redner sprechen), mit der Polizei im minimalen Rahmen zusammenarbeiten, zur Gewaltfreiheit aufrufen, nicht zu lange Stille haben (lieber irgendwelche Slogans ins Mikro sprechen oder Musik spielen).
Ganz wichtig: Spaß an der Sache haben 🙂
PS: Ich habe sicher einiges vergessen. Falls wichtiges fehlt, sagt es bitte, z.B. an orga@antiprism.de, oder per Kommentar – eure Mitarbeit ist gefragt!